Der rote Faden – Follow the Thread
Der Titel Der rote Faden – Follow the Thread zeigt in doppelter Hinsicht, worum es in dieser Ausstellung geht. Wörtlich können wir dem Faden folgen, auf den jedes Werk in diesem Raum aufgebaut ist: Wolle, Stickgarne, Acrylfäden, Teppichgrund und Markisenstoff haben die Künstler*innen verwendet, um ihre Bilder in Handarbeit und mithilfe verschiedener Techniken und chemischer Mittel zu erschaffen.
Auf einer anderen Ebene ist der „rote Faden“ ein Begriff, mit dem wir Orientierung verbinden. Etwas, das die Dinge im Äußeren und Inneren zusammenhält, dem wir folgen können, das uns Kraft gibt. In dieser Ausstellung ist er ein Leitmotiv, und die vier Künstler*innen laden uns ein, bei der Betrachtung ihrer Arbeiten beide Ebenen zu verbinden. Das kann durch Anschauen geschehen, aber auch durch aktive Teilnahme am Schaffensprozess.
Dass junge Menschen sich heute intensiv mit textiler Kunst auseinandersetzen, gründet auf einer langen Geschichte der Textilkunst, angefangen mit den bretonischen Nonnen, die im 11. Jahrhundert den berühmten 68 Meter langen Wandteppich von Bayeux mit zeitgenössischen, kriegerischen Motiven bestickten. Tausend Jahre später erfordert das gestrickte, gewobene, gestickte oder getuftete Medium immer noch das gleiche handwerkliche Geschick, genaue Planung und ein Gespür für ein Material, das im 18. und 19. Jahrhundert traditionell mit bürgerlicher und adeliger Freizeitbeschäftigung assoziiert wurde. Als Sophie Taeuber-Arp 1916 abstrakte Bilder auf Stramin stickte und ausstellte, waren ihr bereits die Künstler*innen des Jugendstils vorausgegangen, die die Grenzen zwischen Kunst und Kunsthandwerk aufgelöst hatten und manifestierten, dass textiles Gestalten zum Bestandteil der bildenden Kunst geworden war. Anni Albers, Brice Marden, Rosemarie Trockel und andere folgten, darunter Sheila Hicks, eine weitere Ikone der Textilkunst, die im Herbst in der Kunsthalle Düsseldorf ausstellen wird.
Die Künstler*innen, die für Der rote Faden neue textile Werke geschaffen haben, sind sich dieser historischen Vorbilder bewusst. Daraus ergibt sich auch, dass sie mit einem Jetzt zurechtkommen müssen, in dem Kriege, Klimaerwärmung und Demografie die Aussicht auf die Zukunft trüben. Viki Berg, Erik Mikaia, Hyunjin Kim und Sofía Magdits Espinoza setzen dem mit ihren Bildern und Installationen die Kraft der Hoffnung und Schönheit entgegen. In dieser Schönheit sind durchaus gegensätzliche Botschaften enthalten: Wenn wir hinschauen, erkennen wir, dass die Bildräume spirituell aufgeladen sind, sehen wir Blutstropfen und gebrochene Herzen, aber wir finden auch den Glauben an die Natur, an die Gemeinschaft und die Kunst.
Termin
01.06.2024 bis 15.09.2024
Ort
KIT – Kunst im Tunnel Mannesmannufer 1b 40213 Düsseldorf
Kosten
4 Euro, ermäßigt 3 Euro